Geologische Grundlagen
Die Tafel 1 „Geologische Grundlagen“ des Dimbacher Buntsandstein-Höhenweges führt in die Grundlagen der Geologie des Buntsandsteins ein. Wichtig ist zunächst eine Einordnung in die geologische Zeittafel, denn der Faktor „Zeit“ spielt bei der Entstehung und Weiterentwicklung des Buntsandsteins eine entscheidende Rolle. Daran schließt sich eine Beschreibung der einzelnen Schichten an, die im Buntsandstein zu erkennen sind. Den Abschluss bildet ein Blick auf das Klima der Vergangenheit, das während der Entstehung des Buntsandsteins geherrscht hat.
Was ist Buntsandstein?
Der Buntsandstein, wie vor Ort am Falkenstein, besteht aus Sandpartikeln, die aufgrund unterschiedlicher Entstehung und Beimengungen ihre bunten Farben (siehe Tafel 7 „Farben des Buntsandsteins“) entwickeln. Die Sandkörnchen sind zwischen 0,063 mm und 2 mm groß.
Wie alt ist der Buntsandstein?
Die Sandpartikel, die den Buntsandstein gebildet haben, wurden vor 251 bis 243 Millionen Jahren, abgelagert. Nach diesem „bunten“ Sandstein wurde auch der geologische Zeitabschnitt des Buntsandsteins benannt. Er gehört zur Periode der Trias (= lateinisch für Dreiheit), zu der noch Muschelkalk und Keuper zählen, und stellt den ältesten Abschnitt des Erdmittelalters (= Mesozoikum) dar.
Welche erdgeschichtlichen Vorgänge führten zur Ablagerung des Sandes?
Aus geologischer Sicht beginnt die Entstehungsgeschichte des Buntsandsteins vor vielen Millionen Jahren. Dafür muss die damalige Verteilung der Kontinentmassen auf der Erdoberfläche genauer betrachtet werden. Die starre Erdkruste ist im Vergleich zum Erdradius (= 6.371 km) unter den Weltmeeren (8–10 km) und den Kontinenten (10–80 km) recht dünn. Die Erdkruste ist in verschieden große Teile zerteilt, die Platten genannt werden. Deutschland zum Beispiel liegt auf der Eurasischen Platte (Europa + Asien). Diese starren Erdplatten liegen auf einem Untergrund aus weicherem Material — sie schwimmen praktisch auf einer zähflüssigen Unterlage und sind ständig in Bewegung. Dies erklärt, weshalb unser Gebiet in der Erdgeschichte ganz verschiedene Positionen auf der Erdkugel einnahm. Vor der Zeit des Buntsandsteins, in der Erdperiode des Karbons (vor 358 bis 296 Millionen Jahren), kam es zur Vereinigung aller Platten zu einer einzigen großen Festlandsmasse (= Superkontinent). Da in dieser Phase nun die einzelnen Kontinentplatten aufeinander zutrifteten, kam es zu Kollisionen — dies hatte Auswirkungen auf die Erdoberfläche. Am Beispiel des Zusammenpralls zweier Autos lässt sich dies gut erklären. Stoßen diese frontal zusammen, stauchen sich die Frontpartien. Die beiden beteiligten Fronthauben wölben sich dabei nach oben. Solch eine Aufwölbung gibt es auch bei der Kollision von Erdplatten, allerdings in außergewöhnlich langen Zeiträumen von wenigen Millimetern bis Zentimetern pro Jahr. Dauern diese Vorgänge mehrere Jahrmillionen an, können sich sehr große Gebirge auftürmen. Bei der Entstehung des Superkontinents Pangäa (= griechisch für „gesamte Erde“), kam es in Mitteleuropa im oberen Karbon zum Zusammenstoß von Kontinentplatten vor ca. 300 Millionen Jahren, die ein Hochgebirge (variskisches Gebirge) aufwarfen, ähnlich dem heutigen Himalaja. In den darauffolgenden Jahrmillionen (im Perm vor 296 bis 251 Millionen Jahren) senkte sich ein Gebiet in Mitteleuropa ein (durch Vorgänge im Erdinnern) und es entstand das sogenannte Germanische Becken. Gleichzeitig unterliegt ein Gebirge aber ständig der Abtragung. Das Gestein wird durch verschiedene Prozesse (Verwitterung siehe Tafel 4 „Verwitterungsformen und Schichtungen“) gelockert und durch Wind und Wasser aufgenommen und weiter transportiert. Das abgetragene Material wird in geeigneten Gebieten abgelagert, so z. B. im Germanischen Becken, zu dem in dieser Zeit auch das Gebiet um Dimbach zählte. Das Germanische Becken fungierte demnach als ein großes flaches Sedimentationsbecken, das auch noch zur Zeit des Buntsandsteins Bestand hatte. Der Abtrag (Abtragungsschutt) erfolgte in den umliegenden Gebirgen, vor allem im Französischen Zentralmassiv (im Südwesten des Ablagerungsgebietes), teilweise auch in den Vogesen (im Süden) und im Schwarzwald (im Südosten). Sandsteine gehören daher zu den Ablagerungs- oder Sedimentgesteinen.
Welches Klima herrschte während des Buntsandsteins?
Die Lage der Pfalz vor 240 Millionen Jahren (in Anlehnung an: Geiger, M. (2018): Die Landschaften der Pfalz entdecken. Geo-Touren für Familien, Landau, S. 25)
Im Zeitalter des Buntsandsteins befand sich die Kontinentplatte, auf der sich auch die Pfalz befand, wesentlich weiter südlich in einer geographischen Position, die heute von großen Wüstengebieten (Sahara, Große Arabische Wüste, Gobi) eingenommen wird. Das dortige sehr trockene und heiße Klima wird durch atmosphärische Zirkulationsprozesse zwischen dem Äquator und den Wendekreisen (sog. „Wendekreiswüsten“) hervorgerufen, das durch eine absteigende und wolkenauflösende Luftströmung im Wüstengebiet geprägt ist.
Viele Jahrmillionen vor unserer Zeit, im Karbon, lag dieses Gebiet noch näher am Äquator, in den Tropen mit weit ausgedehnten und üppigen tropischen Sumpfwäldern, denen wir z. B. heute das Vorkommen von Steinkohle (im nicht weit entfernten Saarland) verdanken. Von dort wanderte die Platte mit der Pfalz im Verlauf von 350 Millionen Jahren immer weiter nordwärts bis in die heutige Position.
Das damalige trocken-heiße Klima während der Buntsandsteinzeit hatte aber noch eine weitere Ursache. Wenn die Landmassen der Erde zu einem einzigen großen Kontinent vereint sind, wie es vor 250 Millionen Jahren der Fall war, entsteht eine große inländische Fläche, die sehr weit von den umgebenden Ozeanen und Meeren entfernt ist. Nun gilt es zu berücksichtigen, dass die großen Luftmassen der Erde den Niederschlag, der sich auf den Festlandsflächen niederschlägt, vorher größtenteils auf ihrem Weg über die großen Weltmeere aufgenommen haben. Der Niederschlag nimmt dementsprechend ab, je weiter sich die Luftmassen von den großen Wassermengen der Meeren entfernt. Zur damaligen Zeit gab es somit nur wenige beregnete Küstengebiete und eine große trockene innere Landfläche. Vergleicht man dies mit heutigen Gebieten auf der Erde, so wäre z. B. die Wüste Gobi zu nennen, die weitab von Meeren liegt und zudem mit der Lage im inneren Asiens eine äußerste Kontinentalität aufweist.
Wie sah das damalige Landschaftsbild aus?
Am ehesten passt der Vergleich der damaligen Landschaft mit der heutigen Sahara. Ein wüstenhaftes Klima führte zu einem nur spärlichen Bewuchs an Pflanzen. Dennoch bestand ein weit verzweigtes Flussnetz, das nur ab und zu, stark schwankend, Wasser führte sowie von flussnahen kleineren Tümpel umsäumt wurde. Nach heftigen Regengüssen überfluteten Sturzbäche weite Teile der Flusslandschaft. Ähnlich den Wadis in der Sahara trockneten diese Flüsse des Öfteren aus. In Zeiten mit Wasserführung konnten über einen gewissen Zeitraum hinweg mächtige Sandmassen von den umliegenden Gebirgen herangeführt und abgelagert werden. Hinzu kamen, wie in vielen Wüsten auch heute noch, vom Wind transportierte Sande, die mächtige Dünen auftürmten. Die geringe Vegetation konnte dem Bodenabtrag keinen Einhalt gebieten. So kam es im Laufe der Zeit zu mächtigen Sedimentablagerungen (> 500 m) im Gebiet der heutigen Pfalz. Hierbei handelt sich also um sandige Ablagerungen in einem festländischen Milieu (keine Meeresablagerungen!).
Wie wird aus sandigen Ablagerungen ein fester Stein?
Im Laufe der Jahrmillionen wurden immer weitere Sandschichten übereinander abgelagert. Dabei übten die oberen Schichten aufgrund ihres Gewichtes steten Druck auf die darunterliegenden Schichten aus. Je größer die Auflast, desto höher wird der Druck. Dieser verbiegt und zerbricht die einzelnen Sandkörner und sie werden immer dichter aneinandergelagert. Dieser Vorgang wird als Kompaktion bezeichnet. Dabei wird zudem auch das vorhandene Wasser in den Hohlräumen herauspresst, wodurch es zu einer Entwässerung der Schichten kommt.
Ein weiterer beteiligter Prozess ist die Zementation. Kieselsäure (H4SiO4), die bereits im Ausgangmaterial vorhanden war, durchspülte die Hohlräume zwischen den einzelnen Sandkörnern. Ist der Wasseranteil der Kieselsäure verschwunden, bleibt SiO2 (Quarz) übrig, der als Quarzzement die einzelnen Körner zusammenhält. Dieser Vorgang wird auch als Verkieselung bezeichnet. Aus dem ursprünglichen Sand ist durch Kompaktion und Zementation nun ein Sandstein entstanden. Dieser gesamte Vorgang wird zusammenfassend als Diagenese bezeichnet.
Welche Schichten können unterschieden werden?
Durch die unterschiedlichen Gegebenheiten bei der Ablagerung der einzelnen Sandlagen sind Schichten entstanden, die sich voneinander unterscheiden lassen. Mal handelt es sich um Flussablagerungen, mal sind es Dünensande — mal geschah die Ablagerung langsam in einem flachen Tümpel, mal gab es Ablagerungen nach Starkregenereignissen — mal war das Klima über einen längeren Zeitraum konstant, mal gab es eine größere klimatische Variation. Was entstand war ein Buntsandsteinkomplex, der von alt nach jung in Unteren, Mittleren und Oberen Buntsandstein untergliedert werden kann. Den Unteren Buntsandstein, der noch weiträumig im Wasgau (= Südlicher Pfälzerwald) oberflächennah zu finden ist, wird weiter unterteilt (ebenfalls von alt nach jung) in die Trifels-, die Rehberg- und die Schlossberg-Schichten. Die eindrucksvollen Felsformationen um Dimbach gehören zu den Trifels-Schichten, die im Gebiet bis zu 90 m mächtig sein können. Sie sind nach der Burg Trifels bei Annweiler benannt, die auf einem solchen Schichtpaket erbaut wurde. Hierbei handelt sich um relativ einheitliche, kieselig verbackene, massige Sandsteinabfolgen, die in einem weit verzweigten Flusssystem gebildet worden sind und nur gelegentlich von geröllführenden Horizonten unterbrochen werden. Diese sogenannten „Felszonen“ können steile Felsmauern und -türme entstehen lassen.
Gibt es Fossilien im Buntsandstein?
Fossilien stellen die Überreste von Pflanzen und Tieren aus vergangenen Epochen dar. Vor Beginn der Buntsandsteinzeit kam es aufgrund der Zunahme von tektonischen, magmatischen und vulkanischen Tätigkeiten auf der Erde zum größten Massenaussterben der Erdgeschichte, wobei Tierarten (Aussterberate 75–90%) wesentlich mehr betroffen waren als Pflanzen. Dementsprechend war die Flora und Fauna während der Entstehung des Buntsandsteins stark eingeschränkt. Hinzu kommt noch das damalige wüstenhafte Klima, welches keine günstigen Voraussetzungen zur Entstehung einer großen Artenfülle bot. Schließlich waren die Voraussetzungen für die Erhaltung von Fossilien äußerst schlecht. Während abgestorbene Lebewesen unter Wasser durch die raschen Sedimentauflagen konserviert werden, zersetzen sich Organismenüberreste auf trockenheißen Landoberflächen recht schnell. Aus diesen Gründen sind die Buntsandsteine, und vor allem die Trifels-Schichten, fast vollständig fossilfrei.
Weiterführende Literatur:
Dittrich, D. (2018): Die Pfalz im Erdmittelalter.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2018): Die Landschaften der Pfalz entdecken — Geo-Touren für Familien. Landau, S. 32–37.
Geiger, M. (2018): Annweiler: Buntsandstein-Wanderpfad und Trifels-Schichten.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2018): Die Landschaften der Pfalz entdecken — Geo-Touren für Familien. Landau, S. 110–111.
Geiger, M. (2015): Geologie des Wasgau-Felsenlandes.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2015): Das Felsenland im Wasgau — ein Geo- und Bildführer. Landau, S. 21–31.
Geiger, M. (2012): Bad Dürkheim und Leistadt: Buntsandstein-Steinbrüche.- Geiger, M. (Hrsg. 2012): Die Landschaften um Bad Dürkheim. Landau, S. 20–25.
Geiger, M. (2008): Die Berge erheben sich.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2008): Haardt, Weinstraße und Queichtal: Ein Geo-Führer. Bad Dürkheim, S. 50–51.
Geiger, M. (2008): Wie der Rheingraben entstand.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2008): Haardt, Weinstraße und Queichtal: Ein Geo-Führer. Bad Dürkheim, S. 46–49.
Geiger, M. (1987): Der Pfälzerwald im geographischen Überblick.- In: Geiger, M./Preuß, G./Rothenberger, K.-H. (Hrsg. 1987): Der Pfälzerwald — Porträt einer Landschaft. Landau, S. 9–58.
Geographisch-Kartographisches Institut Meyer (Hrsg. 1994): Pfälzerwald und Weinstraße.- Mannheim, Wien, Zürich.
Haneke, J. (2018): Geologie der Pfalz.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2018): Die Landschaften der Pfalz entdecken — Geo-Touren für Familien. Landau, S. 16–19.
Haneke, J./Kremb, K. (2013): Beiträge zur Geologie der Pfalz.- Speyer.
Haneke, J./Weidenfeller, M. (2010): Die geologischen Baueinheiten der Pfalz.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2010): Geographie der Pfalz. Landau, S. 74–91.
Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (Hrsg. 2005): Geologie von Rheinland-Pfalz.- Stuttgart.
Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (Hrsg. 2010): Steinland-Pfalz. Geologie und Erdgeschichte von Rheinland-Pfalz.- Stuttgart.
Reh, K. (1993): Der Wasgau – Geologie und Oberflächenformen.- In: Kröher, O. (Hrsg. 1993): Felsen im Wasgau. Landau, S.18–31.