Herausmodellierung der Landschaft
Welche geographischen Prozesse führten zur Bildung der heutigen Landschaft?
Zu den Informationen der Tafeln 1 „Geologische Grundlagen“, 4 „Verwitterungsformen und Schichtungen“, 5 „Tektonik des Buntsandsteingebietes“ und 6 „Landschaftsbild und Landschaftsstrukturen“ sollen hier noch weitere Prozesse erläutert werden, die zum Verständnis der Landschaftsformung dieses Raumes beigetragen haben.
Welche Faktoren führen zur Reliefbildung?
- Tektonisches Grundgerüst und Ausgangslage: Erdinnere (endogene) Kräfte bewirken Erdbeben, Vulkanismus und Hebung oder Senkung von Gebieten.
- Unterschiedliche Härte der anstehenden Gesteine: Unterschiedliche Zusammensetzung der Gesteine bestimmt deren Widerstandsfähigkeit und damit die Abtragungsresistenz.
- Erdäußere (exogene) Kräfte: Wirkende Prozesse sind dabei die physikalische und chemische Verwitterung, die Schwerkraft, der Wind und das Wasser.
- Klimatische Bedingungen: Sie können die exogene Prozesse verstärken (unterschiedliche Temperaturen und Niederschläge).
- Höhenlage des Reliefs: Die Erosion (Abtragung) durch Wasser und Wind erniedrigt die Erdoberfläche kontinuierlich bis ein relativ ebenes Gelände in der Höhenlage des Meeres (absolute Erosionsbasis in 0 m ü. NN) entstanden ist. Je höher ein Gebiet auf der Erdoberfläche liegt, desto höher ist auch das Erosionspotential. Wird das Gelände zunehmend flacher, sinkt auch die Abtragungsleistung.
- Zur Verfügung stehende Zeit: Je länger die o. g. Faktoren wirken, desto mehr können sie die ursprüngliche Landschaft umgestalten.
Wie ist die Dreiteilung der Landschaft entstanden?
Erdinnere Kräfte führen in manchen Gebieten zu abwechselnden Hebungs- und/ oder Senkungsphasen ganzer Erdkrustenteile. Für den Pfälzerwald sind verschiedene Hebungsphasen von Bedeutung, in denen er insgesamt bis zu 1.200 Meter herausgehoben wurde. Solche Höhen sind heute nicht mehr vorhanden. Mit der Heraushebung des Pfälzerwaldes setzte zugleich auch dessen Abtragung ein. So sind etwa 1.000 m mächtige jüngere Deckschichten über dem Buntsandstein bis heute abgetragen worden.
Die Buntsandsteinschichten fallen vom Oberrheingraben nach Westen flach ein. Bis vor ca. 5 Millionen Jahren gab es noch eine zusammenhängende Erdoberfläche in der Höhe der heutigen Berggipfel. Diese Buntsandsteintafel war allerdings durch Verwerfungen (Brüche in der Erdkruste) in einzelne Teile zerbrochen.
Das damalige Klima war wärmer und feuchter als heute. Unter diesen klimatischen Bedingungen wirken Prozesse, die zur Flächenbildung neigen. Im Zusammenhang mit den tonigeren Schichten des den Buntsandstein unterlagerten älteren Zechsteins, wurden im Wasgau in etwa 300 m Meereshöhe verschiedene Verebnungsflächen herausmodelliert. Die tonigeren Böden des Zechsteins lassen das Regenwasser nur langsam in den Untergrund eindringen. Das Wasser muss nun oberflächlich abfließen und wirkt dort bodenabspülend. Es kommt zu einer flächenhaften Abtragung der Landschaft.
Westlich des Buntsandstein-Höhenweges liegt die Weitung im Gebiet um Völkersweiler, die sich von Wernersberg über Völkersweiler, Gossersweiler-Stein bis nach Silz hinzieht. Sie ist mit etwa 25 km² die größte weitflächig zusammenhängende Verebnungsfläche im Wasgau.
Südlich befindet sich die Weitung von Lindelbrunn. In deren Mitte sitzt der kegelförmige Zeugenberg mit der Burgruine Lindelbrunn. An den Rändern gehen die Verebnungsflächen mit einer scharfen Kante in die Schichten des Trifels-Buntsandsteins über. Dieser ist aus sandigem Material aufgebaut und nimmt Niederschlagswasser viel besser auf als der Zechstein. Oberflächlich fließendes und damit erosiv wirkendes Wasser ist somit viel seltener. Deshalb neigen diese Schichten weniger zur Flächenbildung. Sie sind zudem härter als die Zechstein-Schichten und können die kegelartigen Berge mit ihren Felsen entstehen lassen. Am randlichen Übergang der Verebnungsflächen von weicheren Zechstein- zu härteren Trifels-Schichten werden die härteren von der Seite her untergraben und sukzessive zurückgedrängt.
Während der Eiszeiten gab es eine erneute Hebungsphase und viele Bäche schnitten sich in die Landschaft ein und bildeten ein weitverzweigtes Talnetz. Das Gebiet des Pfälzerwaldes war dabei nie vergletschert. Es lag tundrenähnlich (Tundra, Kältesteppe) zwischen den großen Vereisungsgebieten des Nordens (nördlich der deutschen Mittelgebirge) und des Alpenraumes im Süden. Dieses Gebiet wird als Periglazial bezeichnet, und auch wenn kein ständiges Eis an oder auf der Erdoberfläche vorhanden war, so breitete sich dennoch im Untergrund der Permafrost aus. Dieser besteht aus einem ständig gefrorenen Untergrund und einen mehr oder weniger mächtigen Oberboden, der im Sommer geringmächtig auftaut. In der sommerlichen Auftauphase sorgte das Schmelzwasser für verstärkte Abtragung. In der Nacheiszeit, nach dem Schwinden des Permafrostes, kam es dann zur Anlage von linienhaften Kerbtälern. Auch heute noch ist in diesen die Abtragungsleistung des Wassers zu beobachten. Häufig kommt es dabei zu Unterschneidungen und Rutschungen des Hanges.
Verwitterung und Abtragung haben so im Laufe der Erdgeschichte aus der Buntsandsteinplatte des Wasgaus ein reichgegliedertes Relief herauspräpariert, das der Landschaft Abwechslung und Vielfalt verleiht. Die Ausrichtungen der Felsengruppen und der Täler folgt meist den tektonisch angelegten Störungslinien (Verwerfungen).
In den Waldungen an steileren Hängen kann man vielerorts langgestreckte Rinnen erkennen. Diese sind nicht ursprünglich entstanden. Der Mensch hat zur Nutzung des Holzes Breschen in den Wald geschlagen, auf denen er das Holz aus dem Wald herausziehen konnte. Somit handelt es sich hier um sog. Rückegassen oder Ziehwege, die durch die anthropogene Nutzung frei von Vegetation blieben, verdichtet wurden und nachträglich durch darin fließendes Wasser eingetieft worden sind.
Der Wasgau ist bekannt durch die eigenartige Buntsandsteinlandschaft. Dabei stellen die vielen verschiedenen Felsbildungen das eindrucksvollste Stilelement dar und diese sind aus den Schichten des Trifels-Buntsandsteins aufgebaut [Anmerkung: Der berühmte Teufelstisch bei Hinterweidenthal besteht aus den Schichten des Rehberg-Buntsandsteins und liegt bereits außerhalb des Felsenlandes. Diese sind vielmehr als der Trifels-Sandstein durch Wechsellagen aus weicheren und härteren Schichten aufgebaut. Die Tischplatte ist dabei die harte Gesteinpartie, die Säulen darunter sind die weicheren Schichten]. Das Wasgau-Felsenland zieht vom Gebiet um Annweiler südwestlich durch den Südlichen Pfälzerwald über Dahn nach Ludwigswinkel. Die Wilgartswiesener Verwerfung durchschneidet das Gebiet etwa mittig und durch den Versatz der Schichten an diesem Bruch um etwa 70 m, reichen die Trifels-Schichten noch weiter nach Westen. Bei Ludwigswinkel tauchen sie schließlich wegen der Schrägstellung in den Untergrund ab, sodass keine markanten Felsbildungen mehr entstehen können.
Weiterführende Literatur:
Geiger, M. (2018): Lug: Geiersteine-Tour und Landschaftsformen im Wasgau-Felsenland.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2018): Die Landschaften der Pfalz entdecken — Geo-Touren für Familien. Landau, S. 114–115.
Geiger, M. (2018): Vorderweidenthal — Lindelbrunn: Wasgaulandschaft im Wandel.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2018): Die Landschaften der Pfalz entdecken — Geo-Touren für Familien. Landau, S. 116–117.
Geiger, M. (2015): Landschaftsformen im Wasgau-Felsenland.- In: Geiger, M. (Hrsg. 2015): Das Felsenland im Wasgau — ein Geo- und Bildführer. Landau, S. 39–51.
Geiger, M. (1990): Das Wasgauer Felsenland.- In: Bender, R. J. (Hrsg.): Landeskundlicher Exkursionsführer Pfalz. Mannheim, S. 328–351.
Geiger, M. (1987): Der Pfälzerwald im geographischen Überblick.- In: Geiger, M./Preuß, G./Rothenberger, K.-H. (Hrsg. 1987): Der Pfälzerwald — Porträt einer Landschaft. Landau, S. 9–58.
Liedtke, H. (1968): Die geomorphologische Entwicklung der Oberflächenformen des Pfälzer Waldes und seiner Randgebiete.- Saarbrücken.
Reh, K. (1993): Der Wasgau – Geologie und Oberflächenformen.- In: Kröher, O. (Hrsg. 1993): Felsen im Wasgau. Landau, S.18–31.