Wie ist das heu­ti­ge Land­schafts­bild ent­stan­den?

Auf Tafel 1 („Geo­lo­gi­sche Grund­la­gen“) haben wir bereits die grund­le­gen­den geo­lo­gi­schen Pro­zes­se ken­nen­ge­lernt, die am Auf­bau der heu­ti­gen Land­schaft betei­ligt sind und waren. Die Alpen­ent­ste­hung hat an der Bil­dung des Ober­rhein­gra­bens und der Her­aus­he­bung des Pfäl­zer­wal­des ent­schei­den­den Anteil. Die­se Her­aus­he­bung oder Auf­wöl­bung fand jedoch nicht ein­heit­lich statt. Rich­tung Rhein, wo sich der Schei­tel der Auf­wöl­bung befand, sind die höchs­ten Hebungs­be­trä­ge zu kon­sta­tie­ren. Nach Wes­ten, Rich­tung Saar­land, nimmt die­se dage­gen immer mehr ab. Was ent­stand ist eine Schräg­stel­lung der Bunt­sand­stein­schich­ten, die von Ost nach West mit etwa 1° bis 4° Nei­gung ein­fal­len. Wie bereits auf Tafel 4 („Ver­wit­te­rungs­for­men und Schich­tun­gen“) geschil­dert, bestehen die ein­zel­nen Bund­sand­stein­schich­ten aus unter­schied­li­chen har­ten und wei­chen Par­ti­en. Har­te Gesteins­schich­ten bil­den die Tri­fels-Schich­ten. Dort, wo die­se durch die Schräg­stel­lung an die Erd­ober­flä­che tre­ten, sind sie an der Bil­dung der Land­schaft betei­ligt. Die Schich­ten, die in jün­ge­ren Zeit­ab­schnit­ten über dem Bunt­sand­stein lagen, sind bereits wege­ro­diert und abtrans­por­tiert wor­den. Unter den Tri­fels-Schich­ten lie­gen die älte­ren, ton­rei­che­ren Schich­ten des Zech­steins. Die Land­schafts­for­men im Zech­stein sind weich und flach. Der Ton, der die ein­zel­nen Kör­ner zusam­men­hält, lässt das Gestein wenig stand­fest und locker erschei­nen. Ton besteht aus wesent­lich klei­ne­ren Teil­chen als Sand (sie­he Tafel 4 „Ver­wit­te­rungs­for­men und Schich­tun­gen“). Daher lagern die Ton­körn­chen dicht anein­an­der, was wie­der­um bedeu­tet, dass der Poren­raum sehr klein ist. In die­sen kann das Was­ser schlecht ein­drin­gen. Dies wird durch den Umstand noch geför­dert, dass Tone bei Befeuch­tung auf­quel­len, die Poren zusätz­lich schlie­ßen und die klei­nen Ton­par­ti­kel­chen den Poren­raum ver­stop­fen kön­nen. Das Nie­der­schlags­was­ser dringt somit schlecht in den Boden ein und fließt ober­fläch­lich ab. Durch die­sen Ober­flä­chen­ab­fluss wird dann der flä­chen­haf­te Abtrag (Denu­da­ti­on) des Gesteins geför­dert.

In den Tri­fels-Schich­ten nimmt der Quarz (Sili­zi­um­di­oxid) die ent­schei­den­de Rol­le als Bin­de­mit­tel ein. Er macht das Gestein hart und fest. In die­sen Sand­stei­nen sind die Poren­räu­me grö­ßer und die quel­len­den und ver­stop­fen­den Tone feh­len wei­test­ge­hend. Nie­der­schlags­was­ser kann schnell in das Gestein ein­drin­gen, der Ober­flä­chen­ab­fluss und damit der Abtrag des Gesteins wird gemin­dert oder sogar ver­hin­dert. Da die har­ten und sprö­den Tri­fels-Schich­ten zudem auf Span­nun­gen mit Bruch- und Kluft­bil­dung reagie­ren, wird die Durch­läs­sig­keit zusätz­lich erhöht. Die wei­che­ren Zech­stein-Schich­ten reagie­ren auf Span­nun­gen wesent­lich plas­ti­scher. Wegen der hohen Was­ser­durch­läs­sig­keit fin­den wir in den Tri­fels-Schich­ten stei­le Hän­ge und senk­rech­te Fels­for­ma­tio­nen vor.

 

Die Nei­gung der Schich­ten ist nun für die groß­räum­li­che Ent­ste­hung der heu­ti­gen Land­ober­flä­che wich­tig. Har­te Schich­ten, wie die Tri­fels-Schich­ten des Unte­ren Bunt­sand­steins, las­sen sich schlecht ero­die­ren und schüt­zen wei­che­re Par­ti­en unter ihnen vor wei­te­rer Abtra­gung. Sie bil­den soge­nann­te Schicht­stu­fen, wie sie in bes­se­rer Aus­bil­dung auf ande­ren har­ten Gestei­nen (Kalk­ge­stei­ne des Jura) auch in der Schwä­bi­schen Alb zu fin­den sind. Schicht­stu­fen set­zen also neben der Nei­gung einen Wech­sel von här­te­ren und wei­che­ren Gesteins­par­ti­en vor­aus und sind stu­fen- bzw. trep­pen­ar­tig auf­ge­baut. Sie besit­zen einen stei­len Front­stu­fen­hang und eine flach geneig­te Stu­fen­dach­flä­che. Der Pfäl­zer­wald ist Teil eines euro­pa­wei­ten Schicht­stu­fen­lan­des, das sich vom Böh­mer­wald im Osten bis ins Pari­ser Becken im Wes­ten erstreckt. Schicht­stu­fen­bild­ner sind im süd­li­chen Pfäl­zer­wald neben den älte­ren Tri­fels-Schich­ten, die im öst­li­chen Teil des Was­gaus zu fin­den sind, die jün­ge­ren Reh­berg und die Schloss­berg-Schich­ten, die sich west­lich anschlie­ßen. Aller­dings sind die ein­zel­nen Schicht­stu­fen­rän­der nicht gerad­li­nig und zusam­men­hän­gend aus­ge­bil­det. Die Jahr­mil­lio­nen wäh­ren­de Ver­wit­te­rung und Abtra­gung hat an den ein­zel­nen Stu­fen­par­ti­en unter­schied­lich gewirkt. So ist die Tri­fels-Stu­fe in ein­zel­ne Ber­ge auf­ge­löst, die ursprüng­lich den Stu­fen­rand bil­de­ten. Die­se erschei­nen nun insel­ar­tig als Ein­zel­ber­ge in der Land­schaft und zeu­gen von dem ursprüng­li­chen Ver­lauf der Tri­fels-Schicht­stu­fe, wes­we­gen sie auch als Insel- oder Zeu­gen­ber­ge bezeich­net wer­den.

Wel­che Land­schafts­tei­le kann man erken­nen?

Ein Blick auf die umge­ben­de Land­schaft lässt eine Drei­tei­lung deut­lich erken­nen:

Bewal­de­te Berg­kup­pen begren­zen nach oben den Hori­zont. Gekrönt wer­den sie häu­fig von Fels­bil­dun­gen aus den Tri­fels-Schich­ten. Auch die stei­len Berg­hän­ge sind von die­sen Schich­ten gebil­det. Die Bewal­dung grün­det sich dar­auf, dass sich die Tri­fels-Schich­ten auf­grund der Nähr­stoff­ar­mut nicht für einen wirt­schaft­li­chen Acker­bau eig­ne­ten. Zudem ist die Steil­heit des Gelän­des der Land­wirt­schaft hin­der­lich. Des­halb blie­ben die­se Berei­che des Pfäl­zer­wal­des der Forst­wirt­schaft vor­be­hal­ten und sind bis in die heu­ti­gen Tage bewal­det. Wei­te Tei­le des Pfäl­zer­wal­des wer­den von die­sen ein­ge­nom­men. Dies erklärt auch den sehr hohen Wald­be­stand, der im Mitt­le­ren Pfäl­zer­wald (nörd­lich der Bun­des­stra­ße 10) bis zu 90 % der Flä­che aus­ma­chen kann. Im Was­gau nimmt der Wald­an­teil, bedingt durch den im Ver­gleich zum Mitt­le­ren Pfäl­zer­wald bes­se­ren Boden, auf denen Acker­bau betrie­ben wer­den kann und der zuneh­men­den Sied­lungs­dich­te, deut­lich ab.

Zu den Füßen der bewal­de­ten Berg­hän­ge lie­gen acker­bau­lich genutz­te und wesent­lich ebe­ne­re Flä­chen. Im Unter­grund fin­den sich die Gestei­ne aus dem Zech­stein. Die­se sind ton­reich und bil­den wesent­lich nähr­stoff­rei­che­re Böden (sie­he Tafel 8 „Boden­ent­wick­lung auf Bunt­sand­stein“), wes­halb sie schon seit Jahr­hun­der­ten vom Men­schen gero­det sind und land­wirt­schaft­lich genutzt wer­den. Für ein struk­tur­rei­ches Land­schafts­bild sind die­se Offen­land­be­rei­che von beson­de­rer Bedeu­tung.

In die­se Ver­eb­nungs­flä­chen sind noch­mals tie­fe Täler ein­ge­schnit­ten, die auf­grund der Grund­was­ser­nä­he und Frost­ge­fähr­dung der Grün­land­nut­zung vor­be­hal­ten blei­ben. An den Bach­läu­fen haben sich die meis­ten Sied­lun­gen ent­wi­ckelt.

Wie hat sich das Land­schafts­bild seit 1950 ver­än­dert?

Um den insel­ar­ti­gen Burg­berg des Lin­del­brunn her­um bestand noch in den 1950er Jah­ren eine vor­nehm­lich klein­glied­ri­ge, acker­bau­li­che Land­schaft mit nahe­zu kei­nem Wald. Die klei­nen schma­len Flur­grund­stü­cke waren das Resul­tat eines Ver­er­bungs­rech­tes, wie es im gesam­ten Süd­wes­ten Deutsch­lands zu fin­den war, die Real­tei­lung. Dabei wur­den die Äcker und Wal­dun­gen unter allen Erben auf­ge­teilt. Dies führ­te zuneh­mend dazu, dass ein ehe­mals gro­ßer zusam­men­hän­gen­der Besitz in immer klei­ne­re und zer­split­ter­te Ein­hei­ten auf­ge­teilt wur­de.

Ein Blick auf die heu­ti­ge Land­schaft die­ses Rau­mes offen­bart, dass eine dra­ma­ti­sche land­schaft­li­che Ver­än­de­rung hin zum Wald fest­zu­stel­len ist. Bis in die 50er Jah­re des letz­ten Jahr­hun­derts waren die Gebie­te um Dim­bach geprägt von vie­len Wald­bau­ern­sied­lun­gen. Neben der Nut­zung des Hol­zes aus den vor­han­de­nen Wäl­dern ver­such­ten die Bewoh­ner die­ses Land­stri­ches mit einem beschei­de­nen Acker­bau auf den bes­se­ren Böden und ebe­ne­ren Flä­chen des Zech­steins ihr Leben erträg­lich zu gestal­ten. Weit­räu­mig wur­de der Wald gero­det und auf allen ver­meint­lich bes­se­ren Böden Land­wirt­schaft betrie­ben. Aller­dings waren vie­le land­wirt­schaft­lich genutz­te Flä­chen Grenz­ertrags­bö­den, d. h. Böden, die auf­grund der Nähr­stoff­ar­mut, der Steil­heit und/ oder der Frost­ge­fähr­dung nicht ren­ta­bel sind.

In den 1950er und 1960er Jah­ren gab es in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land einen wirt­schaft­li­chen Auf­schwung. In der nahen Schuh­in­dus­trie in Hau­en­stein und der Indus­trie am Rhein wur­den in der Fol­ge vie­le Arbei­ter benö­tigt. Die gere­gel­te Arbeits­zeit und der bes­se­re Ver­dienst führ­ten schließ­lich dazu, dass die Land­wirt­schaft nur noch im Neben­er­werb betrie­ben oder gänz­lich auf­ge­ge­ben wur­de („Sozi­al­bra­che“). Die durch die Real­tei­lung ent­stan­de­nen schma­len Flur­stü­cke konn­ten zudem immer weni­ger effi­zi­ent betrie­ben wer­den. Da die Flä­chen nicht ver­äu­ßert wur­den, kam es zu Auf­fors­tun­gen oder sie ver­busch­ten nach Auf­ga­be der Land­wirt­schaft und wur­den so im Lau­fe der Jah­re durch den Wald zurück­er­obert. Auch die­ser gesell­schaft­li­che, sozio-öko­no­mi­sche Wan­del hat sich im Land­schafts­bild mani­fes­tiert.

Wei­ter­füh­ren­de Lite­ra­tur:

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