Wel­chen Nut­zen hat der Bunt­sand­stein für den Men­schen?

Haus­bau

Das Aus­se­hen von Sied­lun­gen, wie z. B. Dim­bach, ist im Wesent­li­chen geprägt durch die ver­wen­de­ten Bau­ma­te­ria­li­en. Bis weit ins 20. Jahr­hun­dert hin­ein wur­den Mate­ria­li­en benutzt, die haupt­säch­lich in der nähe­ren Umge­bung zu fin­den waren. Dies ver­min­der­te die Trans­port- und Bau­kos­ten erheb­lich. Dem­entspre­chend ist die alte Bau­wei­se in Dim­bach ein Abbild der Natur­aus­stat­tung die­ses Rau­mes.

Der Wald­reich­tum um Dim­bach war schon immer gege­ben. So fand das in gro­ßer Mas­se vor­han­de­ne und leicht zu gewin­nen­de Bau­ma­te­ri­al Holz für den Häu­ser­bau Ver­wen­dung. Bis zum Ende des 19. Jahr­hun­derts domi­nier­te die Fach­werk­bau­wei­se mit Lehm, ver­mischt mit Ästen und Stroh für die Fach­werks­aus­fül­lun­gen, damit ein grö­ße­rer Halt gege­ben wur­de. Schon im 19. Jahr­hun­dert brei­te­te sich all­mäh­lich die Stein­bau­wei­se aus. Hier wur­de natür­lich auf den in der Nähe vor­han­de­nen Bunt­sand­stein zurück­ge­grif­fen. Die Stein­bau­wei­se ist wet­ter­be­stän­di­ger und besitzt eine höhe­re Fes­tig­keit im Ver­gleich zur Fach­werks­kon­struk­ti­on. Aller­dings gab es bis in das 20. Jahr­hun­dert hin­ein, in einer Über­gangs­pha­se, eine Kom­bi­na­ti­on von Holz- und Stein­bau. Die Kel­ler- und Unter­ge­schos­se wur­den dabei aus Stein gebaut, die Ober- und Dach­ge­schos­se in der alt­her­ge­brach­ten Holz­bau­wei­se. Im 20. Jahr­hun­dert und beson­ders nach 1945 kamen eine Viel­zahl neu­er und kos­ten­güns­ti­ger Bau­ma­te­ria­li­en hin­zu (öko­no­mi­sches Bau­en). Das alte Dorf, das vor­mals durch die Beschrän­kung auf die Bau­stof­fe Holz und Bunt­sand­stein geprägt war, ver­än­der­te sich. Auch wur­de die alte, an das bäu­er­li­che Leben ange­pass­te Haus­form des Ein­first­hau­ses auf­ge­ge­ben. Unter einem Dach/ First sind quer zur First­li­nie die Wohn­räu­me, der Stall und die Scheu­ne ange­ord­net. Meist stan­den die­se Häu­ser mit ihrer Längs­sei­te zur Stra­ße hin (= trauf­stän­dig). Stall und Scheu­ne schlie­ßen sich direkt an den Wohn­track an. Am Über­gang vom altem Dorf­kern in die Neu­bau­be­rei­che wird der Wech­sel in den Bau­for­men und -sti­len beson­ders deut­lich.

Stein­brü­che

Die zum his­to­ri­schen Häu­ser­bau ver­wen­de­ten Bunt­sand­stei­ne (Werk­sand­stei­ne) muss­ten in Stein­brü­chen der Umge­bung, die vie­ler­orts in unter­schied­li­cher Grö­ße vor­han­den waren, gewon­nen wer­den. Aber nicht jeder Sand­stein konn­te ver­wen­det wer­den. Er soll­te in gut gebank­ter Aus­bil­dung vor­lie­gen, d. h. eine ein­heit­li­che und gute Fes­tig­keit auf­wei­sen. Die­ses Kri­te­ri­um erfüll­ten am bes­ten die Bunt­sand­stein­la­gen der Tri­fels-Schich­ten, die auch für die Fels­bil­dun­gen um Dim­bach ver­ant­wort­lich sind. Den­noch wur­de zum Häu­ser­bau in der Umge­bung haupt­säch­lich auf die weni­ger fes­ten Sand­stei­ne des älte­ren Zech­steins (sie­he Tafeln 6 „Land­schafts­bild und Land­schafts­struk­tu­ren“ und 9 „Her­aus­mo­del­lie­rung der Land­schaft“) zurück­ge­grif­fen. Sie waren leich­ter zu bear­bei­ten und neig­ten dabei weni­ger zur Aus­bil­dung einer Sili­ko­se (Quarz­staub­lun­ge). Zudem hat­ten die eben­falls roten Sand­stei­ne der Zech­stein­schich­ten den Vor­teil, dass sie auf den Ver­eb­nun­gen und in den Tälern orts­nä­her vor­zu­fin­den waren. Ein Nach­teil war neben der gerin­ge­ren Fes­tig­keit aber, dass der ton­rei­che­re Zech­stein-Sand­stein bes­ser Was­ser auf­sau­gen konn­te. Dies führt dazu, dass er schnel­ler zer­brö­ckelt und Was­ser aus dem feuch­ten Unter­grund der Häu­ser in deren Wän­de zie­hen lässt. Wei­ter­hin wur­de in vie­len Sand­gru­ben das Ver­wit­te­rungs­pro­dukt der Bunt­sand­stei­ne, der Sand, abge­baut und viel­fäl­tig ver­wen­det (Beton, Mau­er­mör­tel, Putz­mör­tel, Kalk­sand­stein, Bau­sand, Indus­trie­san­de).

Eisen­erz­ge­win­nung

Die bun­ten Sand­stei­ne des Was­gaus mit ihren röt­li­chen, brau­nen bis gelb­li­chen Far­ben sind das Ergeb­nis ver­schie­de­ner Eisen­mi­ne­ra­le, die im Gestein meist fein ver­teilt sind. Kom­men sie jedoch in kon­zen­trier­ter Form vor, so kön­nen die­se gewinn­brin­gend her­aus­ge­löst wer­den. Häu­fi­ger fin­det sich auch der ver­wit­te­rungs­be­stän­di­ge Braun­ei­sen­stein (Goe­thit, FeO­OH) in Erz­gän­gen, -bän­dern und -kon­kre­tio­nen. Eisen­erz­vor­kom­men, die in der Ver­gan­gen­heit mit mehr oder min­der gro­ßem Erfolg wirt­schaft­lich genutzt wur­den, sind in der Süd­pfalz im Gebiet von Noth­wei­ler, Bad Berg­zabern, Nie­der­schlet­ten­bach und Bun­den­thal bekannt. Der Eisen­erz­berg­bau, der frü­her eine bedeu­ten­de Rol­le in der Pfalz spiel­te, ist aber schon lan­ge zum Erlie­gen gekom­men.

 

Wel­chen heu­ti­gen Nut­zen hat die Bunt­sand­stein­land­schaft im Was­gau für den Men­schen?

Prä­gend für das Land­schafts­bild des Was­gaus sind die fel­sen- und bur­gen­ge­krön­ten, bewal­de­ten Berg­kup­pen, das Offen­land der acker­bau­lich genutz­ten Flä­chen und die wie­sen­be­grün­ten Täler (sie­he Tafel 6 „Land­schafts­bild und Land­schafts­struk­tu­ren“). Des­sen Poten­ti­al mach­ten sich die Gemein­den nach dem Nie­der­gang der Schuh­in­dus­trie zunut­ze, die den Was­gau bis in die 1970er Jah­re geprägt hat­te. Eine tra­gen­de Säu­le der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung wur­de der Tou­ris­mus, der auf den land­schaft­li­chen Reiz des Gebie­tes und des­sen Erho­lungs­eig­nung setzt. Der Wald gilt als Inbe­griff der Natür­lich­keit und Ursprüng­lich­keit, als Ort der frei­en Ent­falt­bar­keit und mit sei­nen viel­fäl­ti­gen Far­ben, For­men und Lini­en als beson­ders ästhe­tisch. Ver­gleichs­wei­se gerin­ge­re Tem­pe­ra­tu­ren im Ver­gleich zum Offen­land wir­ken kühl und erfri­schend. Und auch in medi­zi­ni­scher Hin­sicht (Ruhe, gesun­de Luft) sorgt er für Erho­lung.

Einen star­ken Kon­trast zum grü­nen Wald stel­len die roten Fel­s­par­ti­en dar. Die­se über­ra­gen als visu­el­le Bezugs­punk­te den Wald. Die viel­fäl­ti­gen Grö­ßen und Far­ben regen dabei auch die Phan­ta­sie des Betrach­ters an. Das Bestei­gen der Fel­sen eröff­net eine beein­dru­cken­de Fern­sicht.

All die­se Gege­ben­hei­ten sind am Dim­ba­cher Bunt­sand­stein-Höhen­weg zu fin­den und so ist es nicht ver­wun­der­lich, dass der Wan­der­tou­ris­mus hier, wie auch im gesam­ten Pfäl­zer­wald, eine beson­de­re Bedeu­tung inne­hat.

Die Bunt­sand­stein­fel­sen des Was­gaus gehö­ren zu den belieb­tes­ten Klet­ter­ge­bie­ten in Deutsch­land. Neben dem schon erwähn­ten ästhe­tisch wir­ken­den Land­schafts­bild und dem ange­neh­men Mit­tel­ge­birgs­kli­ma ist die Viel­zahl von Erschei­nungs­for­men des Bunt­sand­steins anzu­füh­ren, wodurch der anspruchs­vol­le Klet­ter­sport­ler her­aus­ge­for­dert wird.

Auch Tou­ren­rad­fah­ren und Moun­tain­bi­king wer­den immer belieb­ter. Der mit mehr als 900 km Stre­cken­netz aus­ge­stat­te­te Moun­tain­bike­park Pfäl­zer­wald wur­de 2005 eröff­net und lässt auf mar­kier­ten Wegen in ver­schie­de­nen Schwie­rig­keits­stu­fen das Natur­er­leb­nis Pfäl­zer­wald sport­lich erfah­ren.

Wei­ter­hin ist der Umwelt- und Natur­schutz, mit sei­nen posi­ti­ven Rück­kopp­lun­gen für den Men­schen, zu nen­nen, der auf Tafel 2 („Natur­schutz“) vor­ge­stellt wird, und die außer­or­dent­li­che Was­ser­spei­cher­leis­tung der Bunt­sand­stein­land­schaft zur Trink­was­ser­nut­zung (sie­he Tafel 12 „Was­ser­wirt­schaft“).

 

Wei­ter­füh­ren­de Lite­ra­tur:

Eber­le, I. (1987): Erho­lungs­raum Pfäl­zer­wald.- In: Gei­ger, M./Preuß, G./Rothenberger, K.-H. (Hrsg. 1987): Der Pfäl­zer­wald — Por­trät einer Land­schaft. Land­au, S. 215–228.

Gei­ger, M. (2015): Geo­lo­gie des Was­gau-Fel­sen­lan­des.- In: Gei­ger, M. (Hrsg. 2015): Das Fel­sen­land im Was­gau — ein Geo- und Bild­füh­rer. Land­au, S. 21–31.

Häf­ner, F.  (2018): Roh­stoff­vor­kom­men in der Pfalz.- In: Gei­ger, M. (Hrsg. 2018): Die Land­schaf­ten der Pfalz ent­de­cken — Geo-Tou­ren für Fami­li­en. Land­au, S. 46–51.

Imo, B. (2015): Der Was­gau als Urlaubs- und Nah­erho­lungs­ge­biet.- In: Gei­ger, M. (Hrsg. 2015): Das Fel­sen­land im Was­gau — ein Geo- und Bild­füh­rer. Land­au, S. 168–179.

Laub, H. (1993): Die Klet­ter­sport­li­che Erschlie­ßung des süd­pfäl­zi­schen Fel­sen­lan­des.- In: Krö­her, O. (Hrsg. 1993): Fel­sen im Was­gau. Land­au, S. 96–99.

Schaub, T. (2015): Klet­ter­pa­ra­dies Was­gau.- In: Gei­ger, M. (Hrsg. 2015): Das Fel­sen­land im Was­gau — ein Geo- und Bild­füh­rer. Land­au, S. 160–167.