War­um ist der Bunt­sand­stein für das Trink­was­ser von Bedeu­tung?

Ober­ir­di­sches Was­ser kommt im Was­gau vor allem in flie­ßen­den Bächen und künst­lich ange­leg­ten Tei­chen und Wei­hern vor, die über­wie­gend in den Tälern zu fin­den sind. Die Bäche füh­ren das gan­ze Jahr über mehr oder weni­ger Was­ser. Die Schüt­tung der Quel­len und das Abfluss­ver­hal­ten der Bäche sind größ­ten­teils rela­tiv hoch und aus­ge­gli­chen. Das meis­te Was­ser fließt im Früh­jahr. Die nied­ri­gen Wer­te im Spät­som­mer und Herbst sind damit begrün­det, dass bis zu die­sen Jah­res­zei­ten viel Nie­der­schlags­was­ser im Som­mer ver­duns­tet ist und durch die Vege­ta­ti­on zum Wachs­tum ver­braucht wur­de.

Eines der größ­ten Kost­bar­kei­ten des Pfäl­zer­wal­des ist das reich­lich vor­han­de­ne Grund­was­ser. Nie­der­schlag fällt auf den Boden, dort ver­duns­tet es, fließt ober­fläch­lich ab oder ver­si­ckert in den Boden. Von da kann es zunächst in der Boden­schicht gespei­chert wer­den bis es die Pflan­zen über ihre Wur­zeln her­aus­sau­gen. Ist genü­gend Was­ser­nach­schub vor­han­den, kann es in tie­fer gele­ge­ne Schich­ten im Unter­grund trans­por­tiert wer­den und dort zur Grund­was­ser­neu­bil­dung bei­tra­gen. Min­des­tens ein Vier­tel des jähr­li­chen Nie­der­schla­ges sickert im Pfäl­zer­wald in den tie­fe­ren Unter­grund. Die Vor­aus­set­zun­gen dafür bil­den die spe­zi­el­len Eigen­schaf­ten des Bunt­sand­steins und des Zech­steins (sie­he Tafel 9 „Her­aus­mo­del­lie­rung der Land­schaft“). Die vor­kom­men­den Sand­stei­ne sind porös, sodass Nie­der­schlags­was­ser gut auf­ge­nom­men wer­den kann und wenig ober­fläch­lich abfließt. Zwi­schen den ein­zel­nen Quarz­kör­nern (sie­he Tafel 4 „Ver­wit­te­rungs­for­men und Schich­tun­gen“) ist genü­gend Platz, um die Poren mit Was­ser zu fül­len und es durch ein Poren­sys­tem lang­sam wei­ter zu trans­por­tie­ren.

Gele­gent­lich gibt es im Gestein Klüf­te und Spal­ten. Dort erfolgt ein schnel­le­rer Trans­port und es herrscht genü­gend Platz zur Was­ser­spei­che­rung. Ins­ge­samt stellt der im Sand­stein vor­han­de­ne Poren­raum einen wich­ti­gen Was­ser­spei­cher dar.

Die wich­tigs­ten Grund­was­ser­spei­cher und -lei­ter um Dim­bach sind die mäch­ti­gen Fels­bän­ke der Tri­fels-Schich­ten des Unte­ren Bunt­sand­steins und etwas unter­ge­ord­net die Sand­stei­ne der Ann­wei­ler-Schich­ten des Zech­steins. Das Grund­was­ser kommt an Quel­len zuta­ge und speist die Bäche, wenn im Unter­grund die Sand­stei­ne voll­stän­dig mit Grund­was­ser aus­ge­füllt sind. Von der Mäch­tig­keit die­ser was­ser­füh­ren­den Sand­stein­schich­ten über dem Tal hängt die Grö­ße des Grund­was­ser­vor­kom­mens ab. Quel­len sind vor allem dort zu fin­den, wo ton­rei­che­re und somit grund­was­ser­hem­men­de Schich­ten im Unter­grund was­ser­stau­end wir­ken. Über sol­chen Grund­was­ser­nicht­lei­tern kann sich das Was­ser ansam­meln und wenn eine sol­che Schicht an der Ober­flä­che aus­streicht, ver­mag auch das dar­über befind­li­che Grund­was­ser als Quel­le aus­zu­tre­ten. Daher kön­nen ver­schie­de­ne Grund­was­ser­stock­wer­ke über­ein­an­der aus­ge­bil­det sein und Quel­len in ver­schie­de­nen Höhen­la­gen vor­kom­men. Der bes­te Quell­ho­ri­zont befin­det sich im Was­gau am Über­gang der Tri­fels­schich­ten zum dar­un­ter­lie­gen­den Zech­stein, dort wo sich auch der Über­gang von Wald zu Offen­land (sie­he Tafel 6 „Land­schafts­bild und Land­schafts­struk­tu­ren“) befin­det.

 

Das Was­ser, das durch den Bunt­sand­stein gesi­ckert ist, kommt als rela­tiv gut gerei­nig­tes Quell­was­ser zuta­ge. Nur dort, wo im Was­gau mehr land­wirt­schaft­lich genutz­te Flä­chen auf­tre­ten, sind gele­gent­lich höhe­re Nitrat­wer­te zu ver­zeich­nen. In den gro­ßen Wald­ge­bie­ten sind Stick­stoff­ein­trä­ge in das Grund­was­ser zu ver­nach­läs­si­gen. Aller­dings besit­zen die vor­kom­men­den Bunt­sand­stei­ne nur weni­ge Mine­ra­li­en. Der äußerst gerin­ge bis feh­len­de Kalk­ge­halt führt zu wei­chen bis sehr wei­chen Wäs­sern (meist unter 4° deut­scher Här­te). Wei­ches Was­ser ver­ur­sacht gerin­ge Abla­ge­run­gen beim Kochen, ist güns­tig zum Waschen und Zim­mer­pflan­zen ver­tra­gen es bes­ser als har­tes Was­ser. Jedoch führt die Mine­ralar­mut dazu, dass sau­re Ein­trä­ge durch die orga­ni­schen Säu­ren der Humus­schicht (sie­he Kapi­tel 8 „Boden­ent­wick­lung auf Bunt­sand­stein“) und durch den Nie­der­schlag im Boden nicht neu­tra­li­siert wer­den. Die Fol­ge ist ein stark ver­sau­er­tes Grund­was­ser (teil­wei­se pH-Wer­te unter 5), das für die öffent­li­che Was­ser­ver­sor­gung einer Auf­be­rei­tung bedarf. Wegen der vor­han­de­nen Säu­ren (Koh­len­säu­re), die auf Rohr­lei­tun­gen aggres­siv wir­ken, muss künst­lich durch ver­schie­de­ne Zusät­ze und Fil­tra­ti­on ent­säu­ert wer­den. Gele­gent­lich ist zudem auf­grund der im Bunt­sand­stein gro­ßen Eisen­mi­ne­ral­vor­kom­men eine Ent­ei­sung erfor­der­lich.

 

Das gro­ße und qua­li­ta­tiv gute Grund­was­ser­vor­kom­men im Pfäl­zer­wald ist nicht nur für die vie­len klei­nen Ansied­lun­gen im Was­gau wich­tig, son­dern bekommt zuneh­men­de Bedeu­tung für die über­re­gio­na­le Was­ser­ver­sor­gung der Städ­te am Rand des Pfäl­zer­wal­des. Das zur­zeit noch nicht voll aus­ge­schöpf­te Grund­was­ser­vor­kom­men könn­te die nörd­lich angren­zen­den Gebie­te des Nord­pfäl­zer Berg­lan­des und Rhein­hes­sens, die nur über wenig Grund­was­ser ver­fü­gen und/ oder die Gemein­den und Städ­te an der öst­lich lie­gen­den Wein­stra­ße mit ihren durch die land­wirt­schaft­li­che Nut­zung belas­ten­den Grund­wäs­sern ver­sor­gen. Auch heu­te schon wird etwa die Hälf­te der Was­ser­ge­win­nung im Pfäl­zer­wald zur Ver­sor­gung der Städ­te Kai­sers­lau­tern, Land­au und Pir­ma­sens genutzt.

 

Wie stell­te sich die Was­ser­ver­sor­gung in Dim­bach in frü­he­ren Zei­ten dar?

Die Was­ser­ver­sor­gung der Städ­te und Dör­fer wur­de durch Brun­nen gesi­chert. Am 1996 neu­ge­stal­ten­den Dorf­platz von Dim­bach liegt der alte Dorf­brun­nen, der in der pfäl­zi­schen Umgangs­spra­che „Weed“ genannt wird. Dies ist eine alte Bezeich­nung für ein Was­ser­loch, einen Tüm­pel oder einen klei­nen Wei­her im Dorf. Die­se Bezeich­nung geht auf das mit­tel­hoch­deut­sche Wort „Wete“ zurück, das einen Tüm­pel bezeich­net, an dem man das Vieh tränk­te. Das Dorf wur­de also durch die­sen Brun­nen mit Was­ser für das täg­li­che Leben ver­sorgt. Spä­ter wur­de die Bezeich­nung „Weed“ auch auf den dörf­li­chen Wasch­platz bezo­gen, als der die­se Brun­nen­an­la­ge bis weit in das 20. Jahr­hun­dert hin­ein gedient hat. Die­ser zen­tra­le Ort war ein Treff­punkt, an dem die nach­bar­schaft­li­chen Kon­tak­te gepflegt und Neu­ig­kei­ten aus­ge­tauscht wer­den konn­ten. Gera­de in einem klei­nen Dorf war dies beson­ders wich­tig. Fes­te und Fei­er­lich­kei­ten gab es im Jah­res­lauf nur weni­ge und des­halb sorg­te der sozia­le Kon­takt an der ‚Weed‘ für etwas Abwechs­lung im eher tris­ten Wald­ar­bei­ter­le­ben. Der Dorf­brun­nen und der zen­tra­le Wasch­platz gehör­ten der All­ge­mein­heit, d. h. der orts­an­säs­si­gen Bevöl­ke­rung. Die­se hat­ten ihn zu pfle­gen und in Stand zu hal­ten. Die­se Gemein­schafts­auf­ga­be ver­band (= Ort sozia­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on) und der Brun­nen wur­de zu einem Platz der loka­len Iden­ti­fi­ka­ti­on (= Stei­ge­rung des Hei­mat­ge­fühls). Durch die Ver­le­gung von Was­ser­lei­tun­gen und den nun vor­han­de­nen eige­nen Was­ser­an­schlüs­sen in jedem Haus ver­lor der Brun­nen sei­ne eins­ti­ge Bedeu­tung. Der eigent­li­che Nut­zen hat­te aus­ge­dient.

Wenn die Brun­nen mit der Zeit nicht abge­tra­gen oder zuge­schüt­tet wur­den, ermög­li­chen sie heu­te eine gestal­te­ri­sche Nut­zung der Anla­gen, die zu einer Auf­wer­tung des Orts­bil­des führt. Für den Men­schen bie­ten sol­che Was­ser­flä­chen einen hohen Erho­lungs­wert. Kin­der spie­len gern am Was­ser und pfle­gen auch den inten­si­ven Kon­takt mit ihm. Die Lage des Dorf­brun­nens am zen­tra­len Dorf­platz ist beson­ders wich­tig, da in Dim­bach noch ein natür­lich gewach­se­ner Orts­mit­tel­punkt vor­zu­fin­den ist, den die Ein­woh­ner auch anneh­men. Ein sol­cher kann, soll­te er nicht mehr vor­han­den sein, nicht ein­fach neu gebaut oder ver­ord­net wer­den. Die­ser wird oft­mals nicht mehr von der orts­an­säs­si­gen Bevöl­ke­rung ange­nom­men.

Wei­ter­füh­ren­de Lite­ra­tur:

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