4 – Waldberufe

Die Arbeit im Wald war in der Vergangenheit für die meisten Bewohner des Pfälzerwaldes die einzige und gleichzeitig bedeutendste Erwerbsquelle. Neben den Waldbauern, deren Vieh zwischen den Bäumen weidete, gab es eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten, die früher im Wald ausgeübt wurden und größtenteils heute in Vergessenheit geraten sind.

Mit der Beaufsichtigung der verschiedenen im Wald betriebenen Gewerbe wurde bereits im Mittelalter der Förster beauftragt. Im Namen der herrschaftlichen Waldbesitzer sorgte er für eine geregelte Forstwirtschaft. Seine wichtigsten Helfer waren die Holzhauer, die für das Fällen der Bäume verantwortlich waren. Vor allem der Abtransport der Stämme gestaltete sich damals äußerst schwierig und mühsam. Für diese Arbeiten wurden die sogenannten Rückepferde eingesetzt, da Sie auf Zuruf schwere Lasten zuverlässig bewegen konnten. Kleinere Holzstücke wurden von den Waldarbeitern selber unter großer Anstrengung zu den eigens eingerichteten Sammelstellen getragen.

Rückepferd bei der Arbeit

Da das Wegenetz zu dieser Zeit noch nicht adäquat ausgebaut war und auch leistungsfähige Transportmittel fehlten, fand der weitere Abtransport häufig auf dem Wasserweg statt. Auch der Hochspeyerbach wurde in diesem Sinne für die sogenannte Trift genutzt. Kurze Stücke zersägten Holzes wurden in den Bach geworfen und flussabwärts wieder herausgefischt. Der Rohstoff wurde auf diese Weise aus dem Wald an die unterschiedlichsten Zielorte gebracht, an denen er dann seine weitere Bestimmung fand.

Andere Waldarbeiten, die auch im Hochspeyrer Raum betrieben wurden, nutzten den Rohstoff Holz direkt vor Ort: zur Herstellung von Holzkohle, die als Brennstoff für die Eisen- und Glashütten des Pfälzerwaldes benötigt wurde, errichteten die Köhler an den Waldrändern oder auf Lichtungen ihre Kohlemeiler. Der mit ausgestochenen Grasschollen und Erde luftdicht bedeckte Holzhaufen musste nach seiner Entzündung ständig überwacht und betreut werden, da die Gefahr bestand, dass dieser erlosch oder gar explodierte. Abhängig von der Größe des Meilers dauerte es mehrere Tage bis Wochen bis der Köhler die Holzkohle entnehmen konnte.

Schematische Darstellung eines Kohlemeilers

Eine vollständige Verbrennung von Holz zur Gewinnung von Holzasche war hingegen das Ziel des Pottaschbrenners. Die Pottasche war essentiell bei der Herstellung von Glas und Seife, in der Färberei und in der Medizin sowie zum Bleichen von Wäsche und zum Waschen von Wolle. Die Pottaschbrenner gewannen die Pottasche (Calciumcarbonat), indem sie die Holzasche in einen großen Kessel (Pott) sammelten und in Wasser auflösten. Aus dem anschließend eingedampften Sud entstand schließlich das grau-weise alkalische Salz.

Ein weiterer Beruf, der im Wald um Hochspeyer ausgeübt wurde, war der des Harzbrenners. Die Namen Harzberg sowie Harztal im Norden der Gemeinde zeugen noch heute davon. Naturharze werden vor allem von Nadelbäumen abgesondert, um zum Beispiel Verletzungen der Rinde zu schließen. Früher wurden sie unter anderem für die Herstellung von Lacken, Klebstoffen, Seifen, Medizin und Wagenschmiere benötigt. Die Harzbrenner gewannen den Rohstoff, indem sie die Baumrinde in Fischgrätenform anritzten und das so abfließende Harz in einem Auffanggefäß sammelten. In den Harzöfen wurde der Rohstoff letztlich mit Dampf destilliert und weiter zu Terpentinölen und nicht flüssigem Harz verarbeitet.

Harzgewinnung durch Anritzen der Baumrinde in Fischgrätenform